Bohnenberger
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Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger

Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger 1765

1765 (5.6.) Geburt in Simmozheim. Die Eltern waren Gottlieb Christoph Bohnenberger (1733 – 1807) und Johanne Friederike Schmid (1732 – 1801). Sein Bruder, Johann Christoph Bohnenberger wurde am 5.3. 1767 geboren, weitere Daten sind nahezu unbekannt. Der Vater, Pfarrer in Simmozheim, pflegte eine ausgeprägte Leidenschaft für elektrische Apparate und verfasste eigene Abhandlungen über eine Elektrisier Maschine. Er unterrichtete seine Söhne selbst und konnte schon früh bei Johann Gottlob Friedrich die Leidenschaft für die Mathematik und Physik wecken.

1782-1784

Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger besucht das "Stuttgarter Gymnasium" (das heutige Eberhard Ludwig Gymnasium). In seinem Zeugnis wurde festgehalten: "Nec studia nec mores sua carent laude" (Fleiß und Verhalten ermangeln nicht des Lobes). Anschließend trat J.G.F Bohnenberger ist das Stift in Tübingen ein. In der Zwischenzeit (1784) war der Vater samt Familie nach Altburg bei Calw versetzt worden.

1786

J.G.F. Bohnenbergers Interesse galt eindeutig der Astronomie (die Kunst der Ortsbestimmung bzw. die Landvermessung wurde zu jener Zeit der Astronomie zugeordnet) und weniger auf dem Gebiet der Theologie. Einer Anekdote nach soll er ein Loch in das Dach des Stiftes geschlagen haben um die Sterne besser beobachten zu können. Dafür erhielt er eine "Karition" also vierzehn Tage Weinentzug (das war zu dieser Zeit die niedrigste Strafe für Studenten). Im selben Jahr stellte J.G.F. Bohnenberger erste astronomische und geodätische Beobachtungen in Altburg an. Dazu diente ihm das noch heute erhaltene Observatorium gegenüber der Kirche.

1789

J.G.F. legte seine Theologische Dienstprüfung ab. Zuvor hatte er seinen Magister an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen bestanden. Die Themen seiner Magisterarbeitet lauteten: 1. De eclipsi Solis d 15.6.1878 celebranda 2. De religione veterum Germanorum.

1793

J.G.F. Bohnenberger arbeitete seit 1789 als Vikar in der Gemeinde seines Vaters in Altburg. Vermutlich übernahm der Vater die Hauptarbeit und so konnte J.G.F. Bohnenberger seiner "Passion" nachgehen. Aus dem amtlichen Visitation Zeugnis geht hervor: "Hat in Mathematicis eine schöne Wissenschaft, ist fleißig und hat einen regulären Wandel".
J.G.F. Bohnenberger fasste die Ergebnisse seiner Beobachtungen in einem Manuskript zusammen: Astronomische und Trigonometrische Beyträge zur Verfertigung einer genauen Charte von dem Herzogthum Wirtemberg von M Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger zusammen. Diese Schrift wurde mit Unterstützung des Kirchenrates dem Herzog Carl Eugen vorgelegt. Dieser gewährte J.G.F. Bohnenberger daraufhin ein Stipendium und das Privileg die Karte kommerziell verlegen (d.h. drucken und verkaufen) zu dürfen.

1793-1795

J.G.F. Bohnenberger begann sein Stipendium im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg auf der Sternwarte Seeberg. Freiherr Franz Xaver von Zach (1754-1832) betreute die damals "modernste Sternwarte in Deutschland" (modern deshalb, weil sie über die neuesten Instrumente verfügte). Dort lernte er auch seinen Studienfreund, den Schweizer Ferdinand Rudolf Hassler (1770-1843), kennen. Mit ihm zog er im Frühjahr nach Göttingen weiter. Im Anschluss an ihre gemeinsame Studienzeit wollten die beiden sich zu Vermessungsarbeiten zusammenschließen. Diese Zusammenarbeit kam aber nicht mehr zustande, da Napoleon (1797/98) die damalige Schweiz besetzte. F.R. Hassler wanderte daraufhin in die USA aus und machte dort Karriere als Superintendent des "Survey of the Coast".
In Göttingen arbeitete J.G.F. Bohnenberger an der Sternwarte und hörte bei Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) dessen Vorlesung über die Experimentalphysik. Er assistierte bei diversen Experimenten. Mit Hilfe des Freiherrn von Zachs gelang es J.G.F. Bohnenberger seine Schrift: Anleitung zur geographischen Ortsbestimmung vorzüglichst vermittelst des Spiegelsextanten in Göttingen herauszugeben. Damit begründete er seinen Ruhm als erster deutscher wissenschaftlicher Geodät.

1796

Nach seiner Rückkehr tratt J.G.F. Bohnenberger eine Stelle als Magister an der Universität Tübingen an. Er arbeitete in der Philosophischen Fakultät mit seinem ehemaligen Lehrer und Mentor, Professor Christoph Friedrich Pfleiderer (1736-1821), zusammen. Zunächst war er für die Betreuung der Sternwarte und den Aufbau einer astronomischen und physikalischen Instrumentensammlung zuständig.

1798

J.G.F. Bohnenberger wurde zum Professor extra ordines ernannt. Im gleichen Jahr heiratete er Johanna Christine Philippine Luz (1772-1821). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Luise Friederike Philippine (1799-1884, verheiratete sich mit Christian Gmelin), Philipp Gottlieb Friedrich (1801-1843, Pfarrer in Sulz), Gottliebin Friederike Wilhelmine (1803-1845, verheiratete sich mit Carl von Grüneisen), Christian Heinrich (1806-1841, Arzt in Wildberg).

1801

Aufgrund seiner Leistungen und der "Gefahr" von anderen Universitäten abgeworben zu werden, wurde J.G.F. Bohnenberger zum ordentlichen Professor ernannt. Im selben Jahr zog die Familie aus der Tübinger Innenstadt, aus dem Haus des Werkmeister Müller ("Alte Müllerei") auf das Schloß in den Nord-Ost Flügel.

1802-1812

1803 vermittelte ihm F.X. von Zach einen Ruf an die Sternwarte der Universität Bologna. J.G.F. Bohnenberger nutzte diese Gelegenheit als Argument für eine Erhöhung seiner Bezüge, die ihm auch gewährt wurde.
J.G.F. Bohnenberger Arbeitsalltag gestaltete sich sehr vielseitig. Ab 1806 (Württemberg war nun ein Königreich und Mitglied des Rheinbundes) arbeitete er in der Kommission für Maße und Gewichte (bis 1814, dann trat das Königreich Württemberg aus dem Rheinbund aus). Er arbeitete weiterhin an der Karte von Württemberg (die er zusammen mit seinem Verleger J.F. Cotta (1764-1832) 1812 König Friedrich übergab), betätigte sich als Autor wissenschaftlicher Aufsätze für die von F.X. von Zach herausgegebene Zeitschrift Monatliche Correspondenz, übersetzte eine Schrift seines Mentors C.F. Pfleiderer (Ebene Trigonometrie mit Anwendungen und Beiträgen zur Geschichte der selben) aus dem lateinischen und begann die Arbeit an seinen beiden Lehrbüchern: Anfangsgründe der Höheren Analysis und Astronomie, die 1811 erschienen.
1812 wurde ihm von König Friedrich I. der Zivil-Verdienst-Orden und das Kleine Kreuz der Ritter des Ordens vom Golden Adler verliehen sowie der damit verbundene Personaladel verliehen.

1813-1831

J.G.F. Bohnenberger hatte auf der gesellschaftlichen Ebene und auf wissenschaftlichen Gebiet Kariere gemacht. Um 1814 erlitt er einen Herzinfarkt, der vermutlich durch einen Brustkatarr ausgelöst wurde. Nach einem halben Jahr "Erholungsurlaub" nahm er sein Arbeitspensum wieder auf. Nachdem er schon 1797 von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und 1809 von der Bayrischen Akademie der Wissenschaften in München zum korrespondieren Mitglied ernannt wurde, wurde ihm diese Ehre 1820 von der Académie des Sciences in Paris und 1826 von der Preußischen Akademie der Wissenschaft zuteil. Ab 1820 war er als Berater für die wissenschaftliche Kommission der Landesvermessung des Königreiches Württemberg tätig. 1826 erschien seine letzte große Schrift über das Thema des Vermessungswesen: De Computandis Dimensionibus Trigonometricis, in Superifciae Terrae Sphaeriodica Institutis, Tuebingae 1826. Am 19.4.1831 starb Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger an Herzversagen.

 

Andor Trierenberg

 

Sämtliche Biographische Angaben sind aus: Viktor Kommerell: Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger, Schwäbische Lebensbilder 1940; und H. Reist: Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger Gedanken zum 200. Geburtstag , Allgemeine Vermessungsnachrichten 72 (1965), S. 218-241, entnommen.